Letzte Woche bin ich über einen Artikel gestolpert: "Effizienz im Objektvertrieb - Die Bauobjekt Analyse ist ein zeitintensives Problem. Wie KI den Industrieunternehmen aus der Baubranche hilft, das Potenzial besser zu nutzen."
Meine Neugier war geweckt, und ich dachte, oh, spannend, was gibt es denn da, was ich noch nicht kenne?!
Erinnern Sie sich an meinen Artikel über PickUp Artists vs. Sales-Strategien? Hier haben wir eine weitere Folge aus der Trickkiste der Manipulation: Clickbait für B2B. Content, der Expertise verspricht, aber nur dazu dient, Sie ins Gespräch zu locken. "KI-gestützte Tools kommen ins Spiel" - welche denn? "Genau hier helfen innovative Lösungen" - wie denn? Am Ende nur ein Kontaktformular.
Heute mache ich das anders. Hier sind die KI-Tools, die es wirklich gibt - mit echten Namen, echten Funktionen und ehrlichen Einschätzungen.
Was KI im Objektvertrieb tatsächlich kann
1. Projekte finden, bevor sie ausgeschrieben werden
Building Radar durchsucht automatisch digitale Plattformen nach Bauprojekten. Die KI erkennt Muster in Flächenwidmungsplänen, Haushaltsplänen und Expansionsplänen von Unternehmen.
Was das bedeutet: Sie erfahren von einem Klinikbau 18 Monate vor der Ausschreibung, nicht 3 Wochen danach.
Realitätscheck: Funktioniert gut für große Projekte, bei kleineren ist die Trefferquote mäßig.
2. Ausschreibungen automatisch auslesen
kinisto liest Leistungsverzeichnisse aus - egal ob PDF, GAEB oder E-Mail. Die KI erkennt Positionen und schlägt passende Produkte aus Ihrem Portfolio vor.
Was das bedeutet: Statt 3 Stunden pro Ausschreibung brauchen Sie 20 Minuten.
thinkers.ai macht ähnliches und verspricht, aus "Stunden oder Tagen" wenige Minuten zu machen.
Realitätscheck: Bei standardisierten Produkten top. Bei Innovationen mit neuen Begriffen? Da versagt die KI oft.
3. Ausschreibungsdatenbanken intelligent durchsuchen
ibau durchsucht mit KI 50.000 Vergabestellen automatisch. DTAD macht das Gleiche mit intelligenten Suchfiltern.
Was das bedeutet: Keine manuellen Recherchen mehr in Vergabeportalen.
Realitätscheck: Findet alles, was offiziell ausgeschrieben wird. Das Problem: Die wirklich interessanten Projekte sind dann schon vergeben.
4. Allgemeine Vertriebsunterstützung
Microsoft Copilot beschleunigt Angebotsprozesse, erstellt Meeting-Protokolle und organisiert Dokumente.
Was das kostet: ~22€/User/Monat (ist oft schon in Microsoft-Lizenzen enthalten)
Realitätscheck: Praktisch für die Verwaltung, aber löst keine strategischen Probleme.
Was KI NICHT kann (aber alle verschweigen)
Das Innovationsproblem
Hier wird's spannend: Alle diese Tools sind super, wenn Ihr Produkt in Standard-Ausschreibungstexten vorkommt. Aber was, wenn Sie eine patentierte Fassadenlösung haben, die 40% Energie spart?
Das Problem: Die KI erkennt "marktübliche Dämmung nach EnEV" perfekt. Aber sie weiß nicht, dass Ihre Innovation genau da reinpassen würde - und besser wäre.
Das Copy-Paste-Dilemma
Ein echter Fall aus der Praxis: Ein Hersteller von intelligenten Heizungssteuerungen. Seine Lösung reduziert Energieverbrauch um 35%. In Ausschreibungen steht: "Heizungsregelung nach DIN XY, marktüblich."
Alle KI-Tools der Welt finden diese Ausschreibung. Aber sie lösen nicht das Grundproblem: Der Ausschreibungstext stammt von 2018 und kennt die Innovation nicht.
Was die Tools kosten (grobe Richtwerte)
- Building Radar: 500-2000€/Monat je nach Suchvolumen
- kinisto: Individual, abhängig von Anfragevolumen
- ibau/DTAD: 200-800€/Monat je nach Paket
- Microsoft Copilot: ~22€/User/Monat
Die unbequeme Wahrheit
All diese Tools sind nützlich. Aber sie lösen nicht das Kernproblem vieler Innovationen in der Baubranche:
Ihre Lösung ist technisch überlegen, aber der Markt kennt sie nicht.
KI findet Ausschreibungen. KI liest Texte aus. Aber KI verwandelt "marktübliche Lösung" nicht in "innovative, energiesparende Alternative gesucht."
Was wirklich hilft
Statt nur auf Tools zu setzen, brauchen Sie eine Strategie für das, was vor der Ausschreibung passiert:
- Frühe Kontakte zu Planern aufbauen, bevor sie Texte schreiben
- Musterausschreibungstexte entwickeln, die Ihre Innovation berücksichtigen
- Architekten und TGA-Planer schulen, damit sie wissen, was möglich ist
- Referenzobjekte schaffen, die andere überzeugen
Der Unterschied zwischen Tool und Strategie
KI-Tools finden Opportunities. Aber sie schaffen keine.
Wenn alle die gleichen Tools nutzen, gewinnt nicht der mit der besten KI - sondern der mit der besseren Positionierung.
Was das für Sie bedeutet
Nutzen Sie die Tools. Sie sparen wirklich Zeit und Geld.
Aber verlassen Sie sich nicht darauf. Ihre Innovation braucht mehr als automatisierte Ausschreibungssuche.
Sie braucht jemanden, der versteht, warum technisch überlegene Lösungen trotzdem rausfliegen - und der weiß, wie man das ändert.
Reality-Check: Dieser Artikel nennt konkrete Tools, echte Preise und ehrliche Limitationen. Das ist der Unterschied zwischen Content, der hilft, und Content, der nur Kontaktformulare füttern will.